Kammer Sieben

Beinhaus Songtext / Lyric


Kammer Sieben - Beinhaus Songtext


Text: Johann Wolfgang von Goethe Im ernsten Beinhaus war?s, wo ich beschaute
Wie Schädel Schädeln angeordnet passten
Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute
Sie stehn in Reih geklemmt, die sonst sich hassten
Und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen
Sie liegen kreuzweis zahm allhier zu rasten Entrenkte Schulterblätter was sie trugen
Fragt niemand mehr, und zierlich-tät'ge Glieder
Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen
Ihr Müden lagt also vergebens nieder
Nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben
Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder
Und niemand kann die dürre Schale lieben

Welch herrlich edlen Kern sie auch bewahrte
Doch mir Adepten war die Schrift geschrieben
Die heil'gen Sinn nicht jedem offenbarte
Als ich inmitten solcher starren Menge
Unschätzbar herrlich ein Gebild gewahrte
Dass in des Raumes Moderkält und Enge
Ich frei und wärmefühlend mich erquickte
Als ob ein Lebensquell dem Tod entspränge
Wie mich geheimnisvoll die Form entzückte

Die gottgedachte Spur, die sich erhalten
Ein Blick, der mich an jenes Meer entrückte
Das flutend strömt gesteigerte Gestalten
Geheimgefäß, Orakelsprüche spendend
Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten
Dich höchsten Schatz aus Moder fromm entwendend
Und in die freie Luft zu freiem Sinnen
Zum Sonnenlicht andächtig hin mich wendend

Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen
Als dass sich Gott-Natur ihm offenbare
Wie sie das Feste lässt zu Geist verrinnen
Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre

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