Erdnussflips Und Salzbrezeln Songtext / Lyric

Erdnussflips und Salzbrezeln

Als ich noch jung war – hatte ich viel zu tun
Um der König meiner Klasse zu sein
Die engsten Jeans – oh – fand ich mich stark
Auf Elvis fuhr ich ab
Die strebsamen Typen, die blickten nicht durch
Und Mitleid erfasste mich stolz
Da war ich doch aus einem andern Holz

Ich hatte alle Platten, die ich kriegen konnte und behandelte sie sorgsam mit Antistatikstaublappen und Plattenspray, um eine möglichst naturgetreue Wiedergabe auf meinem tragbaren Steckplattenspieler, der sich nur zum Abspielen von 45er Platten eignete, zu erzielen, ich verwahrte die Platten nicht in den dazugehörigen buntbedruckten Papierplattentaschen, sondern ich deponierte sie quasi nackt, ohne Papierhülle, welche ich liebe dekorativ an die Wand klebte, in einem speziellen 45er Plattenalbum aus grobem abwaschbarem Plastik und ich hatte meinen Namen und die Namen von Plattenstars und Filmschauspielern, die ich kannte, mit Kuli auf dem Plastikumschlag verewigt, die noch freien Stellen füllte ich mit kleinen Papierbildern meiner Lieblingsstars, die ich sorgsam mit Klebstoff auf die grobe Plastikoberfläche des Albums klebte....

Kurze Zeit später sagte ich mir dann
Ein attraktiver Zahn muss her
Gaby war 14, sie kannte sich aus
Mich anzumachen fiel ihr nicht schwer
Die alten Herrschaften schimpften
Und die Pauker impften
Mir ständig ihre Sprüche ein
Doch irgendwie fand ich den Faden nie

Auch Gaby hatte zu der Zeit viele Platten, wir lernten uns auf einer Klassenparty kennen und sie bewunderte sofort meine Platten, die ich zur Party mitgebracht hatte, wir verstanden unds auf Anhieb glänzend, denn auch sie sammelte die Bilder von Plattenstars und Filmschauspielern und kannte sich ganz genau aus, über das, was die Stars taten, aßen, liebten und hassten, welche Platten sie besonders mochten und ich verglich das wiederum mit den Erfahrungen, die ich über die Stars gemacht hatte, welche ich aus Starmagazinen, Jugendzeitschriften und Filmprogrammen bezog – wir trafen uns dann oft und jedes Mal hatte ich meinen Steckplattenspieler, den ich mit Batterien unabhängig von einem herkömmlichen Stromnetz spielen konnte und mein Plattenalbum mit den 45er Platten dabei, auf diese Weise konnten wir, während wir uns über die letzten Neuigkeiten von den Stars unterhielten, gleichzeitig immer die neusten Platten hören.....

Dann kamen die Beatles, 'ne Gitarre war Pflicht
Die Pilzköpfe war'n angesagt
Ich übte im Keller und dachte so schneller
An die grosse Mark zu kommen wär stark
Doch auch das ging vorüber
Ich wurde solider
Meinen krisenfesten Job tu ich stur
2 Wochen Urlaub im Jahr
danach vom Arzt 'ne Kur

Ich habe neue Ideale gefunden, neue Dinge, die das Leben wirklich ausmachen,
z-B. sehe ich heute viel Farbfernsehen – meine Frau und ich sind der Meinung, dass man auf keine andere Art so schnell soviel an aktuellen Informationen aufnehmen kann wie beim Farbfernsehen, ausserdem lädt sich mein abgeschlaffter Körper vor dem Ultracolorfarbfernseher automatisch mit neuer Energie auf, die ich dringend benötige, um am nächsten Morgen fit für meinen Job zu sein, ich wäge genau ab, welche Programme wir am Abend sehen werden, welche Art der Unterhaltung wir am besten mit noch genügend Informationswert verbinden können, ohne dass wir in uns die Verpflichtung spüren, eine Nurpolitische Sendung sehen zu müssen, und dass dafür die Entspannung und Erholung, die eine reine Unterhaltungssendung bietet, zu kurz kommt, das Mädchen, welches heute meine Frau ist, stellt immer ein Schälchen mit Erdnussflips auf den Wohnzimmerglastisch mit den glänzend polierten Metallbeinen, dazu eine Tüte Salzbrezeln.
Ich knuspere dann periodenweise einmal lieber Erdnussflips, dann wiederum lieber Salzbrezeln, was ich allerdings morgens bevor sie diese Dinge einkauft noch nicht beurteilen kann, weil mir dann eher schlecht wird, wenn ich an Erdnüsse und Salzbrezeln nur denke, so passiert es immer wieder, dass ganz nach Neigung einmal zu wenig Erdnussflips, zum andern zu wenig Salbrezeln.....